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Donald Trumps Rede vor dem Kongress und die Lehren der Geschichte

Lesedauer 10 Minuten
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Habe mir die Donald Trumps Rede vor dem Kongress, vom 28. Febr. 2017, vollständig angehört und die Links für deutsche und die englische Version der Rede und des Textes zusammengestellt und wundere mich, dass die deutschen “Qualitätsmedien” zwei sehr wesentlichen Punkte übersehen: 1.) Trump versucht die Komplexität und damit die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. D.h. Trump oder/und seine Berater dürften die Ausführungen von Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften kennen und verstanden haben.  2.) Die wichtigste Lektion des Schicksals der Deutschen in beiden Weltkriegen: Das Ressourcenproblem

Der ursprüngliche Grund mir die Rede doch einmal selber vollständig anzuhören war der Artikel Trump lässt die Katze aus dem Sack – “Wir müssen wieder Kriege gewinnen.” [6], vom 5. März 2017, auf Heise-Telepolis. Zitat:

Jetzt ist allmählich glasklar, worauf der amerikanische Präsident zusteuert: Er will Krieg. Daran besteht nach seinen letzten Äußerungen zur Rolle der U.S.-Rüstung kaum noch ein Zweifel.

Trump will keinen Krieg, aber gerade deshalb bereitet er die USA auf einen großen Krieg vor.

Dass Trump Krieg will kann ich der Rede nicht entnehmen. Er geht zwar unter anderem auch auf die von ihm beantragte, in der Tat beeindruckende Steigerung des Verteidigungshaushaltes ein und sagt faktisch, dass es keine Alternative zu einem Sieg gebe, wenn die USA in einen Krieg verwickelt würden. Das kann man so als psychologische Kriegsvorbereitung und als Warnung möglicher Angreifer verstehen.

Bemerkenswert fand ich auch, dass die Amerikaner so eine Art Heldenkult betreiben und dass Trump mit großem Applaus der Abgeordneten die Gefallenen ehrt und ihrer gedenkt. Das ist für mich, noch mehr als die bloße Erhöhung des Verteidigungshaushaltes, eine Bestätigung dafür, dass man sehr real mit der Gefahr rechnet, dass es zu einem großen Krieg kommen kann. Auch hier haben wir es mit psychologischer Kriegsvorbereitung zu tun, was für eine große Professionalität von Präsident Trump und seinem Team spricht. Trump hebt sich damit mit seiner Rede als wohltuend realistisch und vernünftig  von den üblichen Politikern und Journalisten des Westens ab, für die es statt um reale Kampfkraft selbst beim Militär eher um Geld, Frauenquoten, irre politische Korrektheiten und im Grunde lächerliche Symbolpolitik geht1 [7]

Siehe hierzu aber auch meine folgende Beiträge:

sowie den  Artikel Militärausgaben China ist dem Westen auf den Fersen [12] in der FAZ vom 4. März 2017 und das Interview auf Red Ice Radio mit Ron Asher: In the Jaws of the Draggon – How China is taking over New Zealand [13] (dt.: Zwischen den Kiefern des Drachens – Wie China Neuseeland übernimmt.), veröffentlich von RedIce-Radia am 21.2.2017 und auf Youtube seit 1.3.2017.

Das Interview mit Ron Asher über das Vorgehen Chinas in Neuseeland und dem Rest der westlichen Welt ist schon unheimlich und bedrückend, die global sinkenden Ressourcen, von den Fischbeständen der Weltmeere bis zum Erdöl und den Erzen und die Grenzen der Umweltbelastbarkeit sieht. China will wohl auch nicht unbedingt Krieg – sie versuchen so handeln wie von Sun Tzu es in seinen Buch über die Kriegskunst vor über 2200 Jahren geschrieben hat: Zitat aus meinen Artikel Angriffsstrategie nach Sun Tzu [14]:

1. Im Allgemeinen besteht die beste Politik im Krieg darin, einen intakten Staat zu erobern; ihn zu ruinieren ist schlechter.

….

10. Folglich unterwerfen diejenigen, die im Krieg erfahren sind, die Armee des Feinds ohne Kampf. Sie erobern seine Städte, ohne sie anzugreifen, und stürzen seinen Staat, ohne in die Länge gezogene Operationen. …….

11. Dein Ziel muss sein, Alles-unter-dem-Himmel intakt zu erobern. So werden deine Truppen nicht abgenutzt, und deine Gewinne werden vollständig sein. Das ist die Kunst der Strategie des Angriffs.

Immerhin ist der Verteidigungsminister der Regierung Trump, James N. Mattis, ein ehemaliger General der Marineinfanterie – einer Teilstreitkraft, in der der Sun Tzus Klassiker über die Kriegskunst zur Pflichtlektüre der Offiziere gehörte. Hier ein Interview wo Mattis auf die Frage was seine Leseliste anführt u.a. Sun Tzu und Clausewitz aufzählt: http://www.historynet.com/interview-with-general-james-mattis.htm [15]. Welch ein Kontrastprogramm zu Deutschlands “Röschen”! Eine Suche mit google nach “von der Leyen sun tzu” ergab unter anderem  morbusignorantia.wordpress.com/2016/02/16/sun-tsu-die-kunst-des-krieges [16]:

Zerstört mit allen Mitteln die Ausrüstungen, die Versorgung und die Ordnung der feindlichen Streitkräfte!

Berufsarmee, Schwule, Bundeswehrsoldatin, Tornado, G 36, Militärtechnik – das sind doch nur ein paar Begriffe, die bezeugen, welche Wehrbereitschaft unsere Armee hat – nämlich gar keine! Die könnte man auch im Notfall Gänseblümchen pflücken schicken! Für die von der Leyen würde das sicher ausreichend sein.

Zu Steve Bannon, dem Strategieberater von Donald Trump ist bekannt, dass The Art of War von Sun Tzu eines seiner Lieblingsbücher ist: //bigthink.com/robby-berman/presidential-advisor-steve-bannon-loves-the-art-of-war [17]. Ein Artikel in der FAZ vom 6.2.2017, der diesen Umstand erwähnt, hatte dagegen einen ziemlich negativen Titel und Unterton: Trumps Chefstratege Die dunkle Seite der Macht [18].

Wenn man sich das oben erwähnte verlinkte Interview mit Ron Asher anhört, ist es verständlich, dass die Regierung Trump sich auf einen Krieg vorbereitet und ich finde es beruhigend, dass mit Donald Trump und seinem Team zumindest in der amerikanischen Führung wirklich gute Leute sind.

Damit kann man zumindest hoffen, dass diese Kriegsvorbereitung einen Krieg vielleicht doch noch verhindern und dass der Krieg wenn er wirklich nicht mehr vermieden werden kann bestmöglich geführt wird. Faktisch versucht die Regierung Trump jedenfalls den Preis eines Krieges aus der Sicht möglicher Angreifer ganz real so zu maximieren, dass Krieg sich nicht lohnt. So gesehen will Trump tatsächlich Frieden. Dieser Eindruck passt auch zum Rest von seiner Rede. Ein Krieg würde das meiste oder alles von dem zerstören, was er ansonsten aufbauen will, und überhaupt alles was er für wichtig und gut hält.

Zusätzlich zur Steigerung des Militärhaushaltes erwähnt Trump in seiner Rede auch, dass seine Regierung bereist sehr erhebliche Einsparungen durch das Neuverhandeln von Verträgen mit der Rüstungsindustrie erzielt habe und auch weiter zu erzielen gedenke.

Donald Trump als Komplexitätskostensenker

Was mich bei Trumps Rede am meistern erstaunt hat, und was ich bei deutschen Kommentaren über diese Rede, soweit ich sie gelesen habe, nicht erwähnt fand, ist sein konsequenter Versuch die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren.

In der Rede erwähnt er so z.B. dass er die Anweisung gegeben habe, dass für jede neue Vorschrift und für jedes neue Gesetz zwei Vorschriften oder Gesetze abgeschafft werden sollen.

Dieser Wille zur Reduzierung der Komplexitätskosten dürfte auch ein Grund für die Kündigung bzw. der Stopp multilateraler Handelsverträge wie TPP  bzw. TIPP sein. Ich erinnere mich an einen Artikel in einem lokalen Anzeigenblättchen hier in der Eifel, im Sommer 2016, wonach das TIPP-Abkommen sage und schreibe 18.000 Seiten umfasse, und das selbst Abgeordnete des deutschen Bundestages nur unter Aufsicht und nur ohne die Möglichkeit Kopien anzufertigen, darin lesen durften.  Trump hält sich mit solchen Ausgeburten des Wahnsinns der Globalisierung nicht lange auf, sondern besteht auf bilateralen Verträgen, also auf Verträgen die sein Land mit jeweils einem anderen Land abschließt. Solche Verträge kann man wesentlich einfacher aushandeln, lesen und überwachen und bei Bedarf auch ändern, als Verträge  die zwischen einer Vielzahl von Staaten gleichzeitig abgeschlossen werden. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Donald Trump und/oder zumindest ein Teil seiner Berater Joseph Tainters Buch über den Kollaps komplexer Gesellschaften (siehe auch Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter [19]) gelesen und verstanden zu haben und dass die Regierung Trump die Welt auch vor diesem Hintergrund sieht und versucht die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. Das Donald Trump und seiner Berater vor diesem Hintergrund eine schlechte Meinung von der EU haben und keine gute Zukunft für die EU sehen ist klar. Die EU ist letztlich ein Projekt das faktisch die Komplexitätskosten in Europa steigert und die Flexibilität der Volkswirtschaften und der Demokratien in Europa reduziert. Ein gutes Beispiel ist der Euro. Vor dem Euro hatten die Länder Europas ein einfaches und effizientes System um die wirtschaftlichen Folgen unterschiedlicher Mentalitäten und  Kulturen durch Wechselkursanpassungen auszugleichen. Jetzt hat Europa mit dem Euro eine Hass und in vielen Teilen Europas Arbeitslosigkeit und Armut produzierde Währung. Siehe auch Die Eurozone wird zur Armut produzierenden Maschine [20].

In Donald Trumps  Rede vor dem Kongress passen dazu auch seine Ausführungen zu “Obamacare”, einem über 1000 Seiten umfassendem Gesetz [21], das offenbar zu katastrophalen Zuständen und Mißbrauch geführt hat.  Siehe z.B. James Howard Kunstlers Kommentar Potus at Sotus (dt.: Der Präsident der USA beim Höchsten Gericht der USA)  vom 3. März 2017, wonach eine Hüft-Operatioin in den US mal so eben 38 Tsd. Dollar kostet. Zum Vergleich, ein deutsches Krankenhaus bekommt von der Krankenkasse eine Pauschale von unter 7 Tsd. Euro! [22]).

Ich bin auf Trumps Gesundheitsreform vor dem Hintergrund seines Vorhabens die Komplexität zu reduzieren sehr gespannt. Er will jedenfalls durch Wettbewerb die Preise drastisch senken, so dass sich alle Amerikaner medizinische Behandlungen leisten können.

Donald Trump und das Energieproblem.

Was ich an Donald Trumps Rede beunruhigend fand ist, dass er so tut, glauben macht, vielleicht auch tatsächlich glaubt, dass die Ressourcen  reichen “um Amerika wieder groß zu machen”.  Aber vielleicht ist er in dieser Frage auch einfach nur Politiker.  Es gibt Hinweise dazu, dass Trump und seinem Team, anders als den anderen Regierungen im  im Westen, der Ernst der Lage auch in diesem Punkt bekannt ist, auch wenn sie es in der Öffentlichkeit nicht sagen. Mir fällt dazu ein ehemaliger deutscher Botschafter ein, der in einem der deutschen Fernsehsender zu Wort kam, als ich nach der Amtseinführung Trumps kurz einmal sehe wollte was das deutsche Fernsehen bringt. Diesem Botschafter a.D. war aufgefallen, und er hielt es sichtlich für abartig und falsch, dass Donald Trump den Eindruck habe das nicht Genug für alle da sei und dass es folglich Gewinner und Verlierer geben müsse, wobei Trump offenbar alles tun wolle damit Amerika gewinnt.

Als ich nun, vor dem Hintergrund von Trumps Rede vor dem Kongress, zum Themenkomplex Energie, Komplexität  und Trump recherchiert habe, habe ich folgenden, schon am 17. November 2016 verfassten, auch als Powerpoint-Präsentation im pdf-Format [23] verfügbaren Artikel von Gail Tverberg gefunden: The Energy Problem behind Trump’s Election [24](dt. Das Energieproblem hinter der Trumps Wahl). Frau Tverberg, der Joseph Tainters Konzept vom Kollaps komplexer Gesellschaften ebenso bekannt ist, wie die Energieprobleme unserer Zeit, hat die Situation meines Erachtens sehr gut erfasst und beschrieben.  Für Sie war schon am 17. November 2016 klar, dass Trump versuchen würde die Komplexitätskosten zu senken und den Kollaps der USA damit etwas hinauszuzögern. Für sie war auch  klar, dass Trump sieht, dass nicht genug für alle da ist, und dass er versuchen wird für sein Land auf Kosten anderer Länder möglichst viel von dem was noch übrig ist zu bekommen. Der Artikel bzw. die Präsentation von Frau Tverberg ist auch für Deutsche sehr informativ und lesenswert. Momentan fehlt mir leider die Zeit für eine deutsche Übersetzung.
Was mir zum Energieproblem bei der Rede von Donald Trump unmittelbar einfiel, war die Situation Deutschlands in beiden Weltkriegen. Deutschland war in beiden Kriegen technologisch, wissenschaftlich und auch organisatorisch Weltklasse.  Siehe auch meinen Artikel Von der Wehrmacht lernen [25], über Martin van Crevelds Buch Kampfkraft [26]. Deutschland hat dennoch beide Weltkriege verloren, weil seine materiellen Ressourcen nicht gereicht haben. Es fehlten  im 1. Weltkrieg vor allem  Nahrungsmitteln und im 2. Weltkrieg fehlte vor allem Treibstoff. Die Deutschen hatten insbesondere im 2. Weltkrieg jede Menge wirklich geniale und extrem gute Waffensysteme. Aber die Ressourcen reichten nicht aus um die für den Krieg nötigen Waffen in ausreichenden Stückzahlen zu produzieren und der Treibstoff reichte oft nicht aus um die überlegene Qualität der trotz allen Schwierigkeiten produzierten und an die Front gebrachten Waffen auch nutzen zu können. Die Deutschen waren sehr gut ausgebildet und sehr gut motiviert. Der Wille zum Erfolg, der Glaube an den technischen Fortschritt und auch an den zivilisatorischen Fortschritt und an die eignen Werte waren vorbildlich.  Und doch haben die Deutschen beide Weltkriege verloren weil die Ressourcen nicht gereicht haben. Weil die Deutschen sich dieser Einsicht verweigert und immer weiter an den Sieg, und an Wunderwaffen, bzw. an den Gott des technischen Fortschritts glaubt haben, haben sie den Schaden des Krieges und ihrer Niederlage in beiden Weltkriegen sehr extrem gesteigert. Man stelle sich vor, Deutschland hätte 1914/15 im Winter, nach dem Beginn des Grabenkrieges im Westen und im 2. Weltkrieg nach der Niederlage in der Luftschlacht um England, spätestens aber nach den Niederlage bei El Alamein und Stalingrad kapituliert. Es hätte Millionen Tote und Verwundete weniger gegeben und sogar Auschwitz wäre wohl ein unbekannter Ort irgendwo in Polen geblieben2 [27].

Ich fürchte, dass diese eigentlich wichtigste Lektion der beiden Weltkriege nicht verstanden und gelernt wurde, und dass die Geschichte sie deshalb wiederholen und  das Elend und der Schaden um ein vielfaches größer werden.

Diese wichtigst Lektion ist, dass man die Ressourcen kennen und bedenken sollte. Technische und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit, Bildung, perfekte Organisation, geniale Generäle und Politiker, die besten Ingenieure und Wissenschaftler, inbrünstiger Glaube an die eigene Sache und an den Gott des technischen Fortschritts nützen nichts wenn die Ressourcen zu gering sind. Es könnte gerade auch im 21. Jahrhundert helfen die Deutschen und ihr tragisches Schicksal in den beiden ersten Weltkriegen aus dieser Richtung zu betrachten.

Es ist sicher völlig inakzeptabel der chinesischen Führung die Welt zu überlassen und deren Vorgehen weiter zu akzeptieren. Donald Trump und seine Regierung handeln in dieser Hinsicht sicher bestmöglich.

Es ist aber ziemlich verrückt und wiederholt um ein Vielfaches verschlimmert die Tragik der deutschen Rolle in beiden Weltkriegen, wenn man die westlichen Industriegesellschaften in blindem Vertrauen auf den technischen Fortschritt, die Wissenschaft und die Überlegenheit der eigenen Ideologie ihren Weltkrieg gegen die Natur und Umwelt bis zum bitteren Ende weiter führen lässt.

Es wird keine funktionierende, den heutigen materiellen Lebensstandard und die heutige Bevölkerungsdichte in Deutschland und auch in den anderen Ländern Europas auch nur annähernd weiter ermöglichende “Energiewende” geben (siehe Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten [28]). Wenn man die fossilen Energieträger weglässt wird man in Deutschland in den heutigen Grenzen die Bevölkerung wohl auf deutlich unter 20, wenn nicht sogar unter 10 Millionen Einwohner senken müssen. Über 100 bis 200 Jahre verteilt, wäre das zivilisiert machbar gewesen, wie z.B. John Michael Greer in Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead [29] vorgerechnet hat. Stattdessen holen sich die Deutschen durch ihre, offenbar von unbegrenzten Ressourcen ausgehende,  überhebliche, Asyl- und Zuwanderungspolitik ihrer in freier und geheimer Wahl seit Jahrzehnten immer wieder gewählten Parteien und Regierungen immer mehr sozialen, ideologischen und ethnischen Sprengstoff ins Land und finden es auch noch gut, dass Deutschland im Jahre 2016 mit über 82 Millionen mehr Einwohner hatte als jemals zuvor in seiner Geschichte. Die erschreckenste Lektüre vor diesem Hintergrund war für mich Rolf Peter Sieferles Buch Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution [30], aus dem Jahre 19823 [31]. Meine Interpretation daraus ist, dass Deutschland bereits im Jahre 1800, mit ca. 24 Millionen Einwohnern die aufkommende Kohlenutzung überbevölkert war. In der Eifel war z.B. nach Aussage eine Forstamtsleiters aus meiner Gegend in einer Lokalzeitung, vor etwa 200 Jahren, also um 1815 die Hälfte der Fläche nur noch Heide. Nur 10 % war Wald. Heute ist, dank fossiler Brennstoffe, trotz der um ein Vielfaches größeren Bevölkerung die Waldfläche viermal größer und der Holzbestand sogar 10 mal größer. Im neusten Eifeljahrbuch ist ein Bericht aus einen Eifeldorf im Jahre 1847, der Winter war damals sehr kalt und die Leute hatten ihre Holzration schon früh verbraucht. Die Folge war radikaler Holzdiebstahl im Wald, wodurch der Wald schwer beschädigt wurde. Heute würde nach einen Kollaps des Staates und der Versorgung mit Strom und fossilen Brennstoffen wie Öl, Kohle und Erdgas, von den Wälder hier voraussichtlich schon nach wenigen Wintern nichts mehr übrig sein. Man hätte dann auch kein Bauholz mehr und die mögliche Bevölkerungsdichte würde wohl noch weit unter die des Mittelalters fallen. D.h., das Lande würde ziemlich unbewohnbar. Der Weg dahin wäre ein Weg des Grauens. Das wäre dann der Preis für den fanatischen Glauben der Deutschen an den technischen Fortschritt, es wäre der Preis für diese neue alte Überheblichkeit der Deutschen, mit ihrem “wir schaffen das”, mit dem sich schon in  zwei Weltkriegen furchtbar gescheitert sind. Wie war das mit dem “nie wieder”? Ich sehe, dass die Deutschen, aber nicht nur die Deutschen, aus der Geschichte das wirklich Wesentliche nicht gelernt haben und dass die Geschichte sich deshalb wiederholen wird und dass die Tragik, bzw. der Preis, dabei noch einmal drastisch gesteigert wird.

Eine spannende Frage ist dabei für mich, ob und wie die Amerikaner unter Trump das Problem sehen und wie sie ggf. darauf reagieren. Die Probleme sind fast unlösbar, wenn man die Erwartungshaltung und das Anspruchsdenken und die Gewohnheiten der Bevölkerungen in den Verschiedenen Ländern, und die daraus resultierenden Zwänge und Gefahren mit berücksichtigt.

Kelberg, den 8. März 2017

Christoph Becker


  1. siehe dazu z.B. auf meiner Webseite die Artikel Nur noch Schmusekatzen [32], Mit Frauen ins Manöver [33], sowie Martin van Crevelds im Sommer 2016 erschienenes Buch “Pusscats: Why the Rest keeps Beating the West [34], sowie George Friemans Kommentar über die relative Stärke des türkischen Militärs auf Youtube [35], die vielleicht auch ein Grund für die Unterwürfigkeit von Frau Merkel gegenüber Herrn Erdogan ist. Friedman hat in diesem Interview gemeint, die Türkei würde Deutschland  an einem Nachmittag besiegen und mit Frankreich in einer Stunde. Oder siehe den Kommentar von Johannes Meyer Bundeswehr – Nichts als Symbolpolitik [36], in der Jungen Freiheit vom 4. März 2017.  [37]

  2. siehe dazu Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg [38]von Christian Gerlach  [39]

  3. Die deutsche Ausgabe ist selten und teuer. Die englische Übersetzung gibt es dagegen kostenlos als pdf-Datei: http://www.environmentandsociety.org/mml/sieferle-rolf-peter-subterranean-forest-energy-systems-and-industrial-revolution [40]  [41]

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