Mit Frauen ins Manöver

Als angehender Schiffsingenieur habe ich Ende der 70er Jahre in den Semesterferien an einem Lehrgang für Sicherheitsingenieure teilgenommen, der mich für den Rest meines Lebens für Aspekte der Arbeitssicherheit  sensibilisiert hat.  Als Zahnarzt habe ich oft mitbekommen, dass Frauen aus den Pflegeberufen Rückenbeschwerden haben, was verständlich ist, wenn man die zulässigen Grenzbelastungen für Frauen aus der Sicht des Arbeitsschutzes betrachtet und sich dabei überlegt was für Gewichte in den Pflegeberufen und im Sanitätsdienst in der Regel bewegt und gehoben werden müssen.  Sicher bin ich nicht der einzige Ingenieur, dem bei solchen Problemen gleich eine ganze Reihe von technischen Lösungen einfallen und es gibt, wie ich mir habe sagen lassen, heute auch reichlich solche technischen Lösungen. Aber gibt es solche Hilfsmittel wirklich auch in allen Berufen und bei allen Gelegenheiten? Und was ist vor diesem Hintergrund mit dem Anspruch der Frauen auf “Gleichen Lohn für gleiche Arbeit” . Arbeit ist physikalisch übrigens das Produkt  Kraft mal Weg. Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit.  Und wie ist das beim Militär? Hier nun zunächst die Zahlen, die auch 2016 offenbar nicht nur unter FeministInnen,  PolitikerInnen usw.  noch nicht in ihrer vollen Tragweite bekannt und verinnerlicht sind:

Welche Höchstgewichte dürfen von Frauen bzw. von Männern wie häufig gehoben werden?

Zu dieser Frage finden sich auf  https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/10980 die folgende Tabellen

1. Grenzhublast in kg bei gelegentlichem Heben und Tragen
(weniger als zweimal je Stunde; bis zu 3-4 Schritten)

Lebensalter Frauen Männer
15-18 J. 15 kg 35 kg
19-45 J. 15 kg 55 kg
> 45 J. 15 kg 45 kg

2. Grenzhublast in kg bei häufigem Heben und Tragen

Lebensalter Frauen Männer
15-18 J. 10 kg 20 kg
19-45 J. 10 kg 30 kg
> 45 J. 10 kg 25 kg

Der folgende, am 25.02.2014  auf Youtube veröffentlichte Doku berichtet von der Grundausbildung bei den Gebirgsjägern.  Dabei sind auch einige Frauen.

Besonders interessant wurde die Doku für mich etwa ab Minute 27, als die SoldatInnen für 3 Tage ins Manöver ziehen.  Bei dem Marsch auf den Berg hat jeder Rekrut 25 kg Gepäck auf dem Rücken. Dazu kommt das Gewehr, der Helm und wohl noch einige Kleinigkeiten. Einer der Soldaten muss zusätzlich eine Sanitätsliege mitschleppen.

Wie die obige Tabelle zeigt, entspricht das Gepäck, einschließlich Helm und Gewehr, etwa der Grenzhublast bei häufigem Heben und Tragen  für Männer im Alter zwischen 19 und 45 Jahren. Für Frauen aller Altersstufen, von 15 bis über 45 Jahre, liegt diese Grenzhublast aber nur bei 10 kg. Rücken, Hüften, Knie und Fußgelenke der Soldatinnen werden also um mehr als 250  % überlastet, während die Männer bei gleichem Gepäck nur ungefähr bis zur ihrer normalen, arbeitschutzrechlich unbedenklichen Belastungsgrenze belastet werden.

Eine der Soldatinnen bricht dann auch, ab Filmposition [30:30] zusammen.  Die Soldatin darf dann ohne ihren Rucksack weitermarschieren. Erstaunlich finde ich, dass dabei ausgerechnet die Soldatinnen versuchen ihre zusammengebrochene Kameradin anzutreiben und zum weitermarschieren mit Gepäck zu drängen. Von Arbeitsschutz haben die alle offenbar sowenig Ahnung wir ihre sinnigerweise als Ärztin approbierte und promovierte Dienstherrin an der Spitze des Verteidigungsministeriums.

Die anderen SoldatInnen, also wohl auch die Frauen, denn sie sind ja gleichberechtigt und verlangen und bekommen auch auch den gleichen Sold, müssen dann jeder jeweils für kurze Zeit den Rucksack der überforderten Kameradin mittragen. Die Überschreitung der zulässigen Grenzlast für häufiges Tragen und Heben beträgt damit bei den Frauen der Gruppe zeitweise über 500 %, nachdem diese schon auf dem gesamten bisherigen Marsch um das 2,5-fache überlastet wurden. Die Frauen dürften, um Gesundheitsschäden zu vermeiden, gelegentlich, d.h., weniger als 2 mal pro Stunde, 15 kg für 3 bis 4 Schritte tragen. Das wären noch immer 10 kg weniger als sie bis dahin schon einige Kilometer getragen haben. Wenn sie nun auch noch den Rucksack der ausgefallen Kameradin mittragen, sind das 50 kg plus Gewehr und Helm, also  mehr als das 3,5-fache dessen was sie bestenfalls einmal pro Stunde für 3 bis 4 Schritte tragen dürften, wenn sie Gesundheitsschäden vermeiden wollten.

Noch schlimmer würde es,  wenn die SoldatInnen nicht nur ins Manöver, sondern in den Krieg ziehen müssten und beschossen würden.  Was ist dann mit den Verwundeten?  Man stelle sich vor, dass viele verwundete,  80 kg wiegende Soldaten mit voller Montur, zu bergen sind.  Dazu bräuchte man dann eigentlich 8 bis 10 Sanitätssoldatinnen, also mindestens 2 pro Handgriff jeder Krankentrage.  Für gleichen Lohn müsste man hier übrigens verlangen, dass die Soldatinnen, wenn ihre Grenzbelastung nach Arbeitsschutzvorschriften eingehalten wird, entweder dreimal so schnell arbeiten wie die Männer, oder aber nur ein Drittel des Soldes bzw. Lohnes bekommen dürfen, den ein Mann bekommt, wenn dieser bis zu seiner zulässigen Grenzlast belastet wird.

Überzeugte Genderpolitiker und Feministinnen werden jetzt vielleicht behaupten, dass es sich bei den  Arbeitsschutzvorschriften nur um böswillige, frauenfeindliche Erfindungen übler rechtsextremer Schwachköpfe handelt

Ich meine dennoch, dass man nicht nur Frauen, sondern ganz besonders auch Männern  nur dringend empfehlen kann, sich nicht bei der Bundeswehr zu verpflichten. Den Frauen, weil ihre Gesundheit ruiniert wird und den Männern, weil die Frauen in der Truppe die Überlebenschancen der Männer in Kampfeinsätzen reduzieren und weil die Frauen in der Truppe auch für die Männer ein zusätzliches, unnötiges Gesundheitsrisiko darstellen (z.B. indem Männer den Rucksack einer zusammengebrochenen, weil zu schwachen Kameradin mitschleppen und damit die für sie zulässige Grenzbelastung überschreiten. Auch ist die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei der Bundeswehr, ebenso wie in allen anderen Bereichen, wo körperliche Kraft und die zulässigen Grenzbelastungen für das Heben und Tragen eine Rolle spielen, ungerecht.

Krieg und Sport oder haben die Deutschen noch keine Frauenquote für die Fußballnationalmannschaft der Männer?

Krieg ist gefährlicher als jeder Sport. Krieg ist ein Wettkampf, bei dem letztlich – zumindest den Siegern – alles erlaubt ist.

Warum setzen die Armeen des Westens Frauen beim Militär ein, während sie bei allen sportlichen Wettkämpfen, weder untereinander noch gegen die Mannschaften  nicht-westlicher Staaten, nur Frauen gegen Frauen und Männer gegen Männer antreten lassen?

Ich würde, bevor ich Frauen als Soldaten und damit letztendlich im Krieg einsetzen würde, zuerst einmal in der Praxis ausprobieren,  wie  sich die Siegeschancen gemischtgeschlechtlicher Nationalmannschaften und auch von einzelnen Frauen gegen die reinen Männermannschaften der anderen Staaten, bzw. gegen die männlichen Einzelkämpfer der anderen Staaten in der Praxis entwickeln.  So ein Versuch ist doch viel ungefährlicher und das Ergebnis ist schneller und billiger zu bekommen als bei dem Versuch, im nächsten großen Krieg mit Soldatinnen und Quotenoffizierinnen gegen dann womöglich auch noch besser ausgerüstete reine Männerstreitkräfte anzutreten.

Technikfreaks, die meinen, dass heute doch alles mit Server, Hydraulik, Strom usw. funktioniert, und dass Frauen deshalb beim Militär gleichberechtigt mitmachen können, könnte der  neue Trend bei den US-Streitkräften nachdenklich stimmen:  US-Militär soll lernen, auch in einer nichtvernetzten Welt zu operieren.

Mein Vorschlag ist, dass Deutschland zunächst für die verschiedenen deutschen Nationalmannschaften der Männer Frauenquoten einführt, die mindestens den für die Bundeswehr angestrebten Frauenquoten entsprechen, und dass Deutschland darauf besteht, mit diesen gemischtgeschlechtlichen, gendergerechten, sich durch größere Vielfalt und Progressivität und was immer auch sonst noch  auszeichnenden  Nationalmannschaften auch gegen die Männermannschaften anderer Länder antreten zu dürfen.

Angesichts der Tatsache, dass deutsche  Frauen, nach dem Willen der hochweisen politischen Führung, der Frauenrechtlerinnen(!) und einer Verteidigungsministerin, die eine approbierte und promovierte Ärztin ist,  selbst über 500 % mehr als die arbeitsschutzrechtlich für Frauen zulässige Grenzlast sogar bergauf schleppen können und dürfen, sollte es einfach selbstverständlich sein, dass der nächste Deutschlandachter der Männer und auch die Fußballnationalmannschaft der Männer mit mindestens 20  bis 50 Prozent Quotenfrauen antreten, um der Welt zu zeigen wie realistisch und vernünftig die Deutschland regierenden “Eliten” tatsächlich sind.

Auf die Idee zu obigem Artikel brachte mich ein Kommentar, der einen Link auf den Artikel  Feminisierte Sozialkultur –  Wie eine feminisierte Sozialkultur moralische Prinzipien unterminiert und die Gesellschaft balkanisiert auf http://postcollapse.blogspot.de enthielt.

Andere Artikel zum Thema auf meinem Blog waren

  • Femokalypse, eine Übersetzung des Transkripts eines Videoblogbeitrags der Kanadierin Karen Straughan
  • Nur noch Schmusekatzen, eine Zusammenfassung eines in der   Jungenfreiheit erschienen Artikels von Martin van Creveld. Dieser Artikel stammte offenbar aus der Zeit als er an einem neuen, sehr empfehlenswerten, aber bisher leider nur auf Englisch verfügbaren Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West schrieb. Ich habe es vor einiger Zeit vollständig gelesen, hatte aber noch keine Zeit für einen Artikel darüber.
  • GEHIRNWÄSCHE – DAS GLEICHSTELLUNGSPARADOX, über eine norwegische Fernsehdokumentation mit deutschen Untertiteln, des norwegischen Soziologen und Unterhaltungskünstlers Harald Eia.
  • Frauenquoten, wo ich mich etwas mit dem Thema Frauenquoten befasst habe.

Kelberg, den 29. September 2016

Christoph Becker

 

 

 




Nicht mehr mein Land

Merkeldeutschland ist nicht mehr mein Land.

Aus Zorn über  praktische, mich unmittelbar betreffende Folgen der Flüchtlingspolitik,   habe ich fast alle Beiträge auf meiner Webseite abgeschaltet (( Das habe ich im September 2016 tatsächlich getan. Irgendwann um Weihnachten habe ich dann die meisten Seiten wieder online geschaltet und sogar noch mehr, noch intererssantere Sachen in Sachen Landwirtschaft gefunden. Der Höhepunkt und wohl auch Schluss war im Mai/Juni 2017  erreicht.)), die zeigen was ich auf meiner sehr faszinierenden und alle Erwartungen sehr  weit übertreffenden,  erfolgreichen Suche nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Ernährungssicherheit, der Ernährungsqualität, der Bodenqualität und damit letztlich auch des Klimaschutzes gelernt und an Möglichkeiten und Ideen gefunden habe.  Ich möchte nichts mehr dazu beitragen, dass Merkeldeutschlands “wir” es schaffen und überleben kann.

Auch dass ist ein Teil und eine Folge der “kulturellen Bereicherung” und der als so vorteilhaft und gewinnbringend angepriesenen, zunehmenden “Buntheit”  Deutschlands:  

 

Ich denke aber nicht, dass Deutschland chancenlos ist und schon aufgegeben werden sollte.  Damit Deutschland und die Deutschen noch eine Chance haben, muss es diesem Land aber erst noch einmal so richtig schlecht gehen, und immer mehr Wähler müssen vielleicht den Abgrund, in den sie Frau Merkel und ihre Gefolgschaft führen, auch wirklich ganz real erleben.

In diesem Sinne sehr erfreulich war heute morgen der Artikel Asylbürgen empört über hohe Rechnungen in der Jungen Freiheit  (( eine Wochenzeitung, die auf bewundernswerte Weise noch immer die Werte des guten alten Journalismus westlicher Prägung hoch hält, für den früher einmal Zeitungen wie die FAZ und Wochenzeitungen wie die ZEIT und der SPIEGEL standen ))  Wieder ein Tröpfchen, das den großen, bei sehr vielen noch lange nicht vollen Eimer füllt, der wohl leider erst überlaufen muss.

Revolutionen sind, genauso wie Kriege, sehr gefährlich und man möchte sie wenn irgend möglich vermeiden, weil man nie sicher sein kann, was am Ende tatsächlich dabei heraus kommt.  Aber es gelten auch die alten Sprüche “wagen und winnen”, sowie “wer nicht wagt kann auch nicht gewinnen”.  Ich möchte jedenfalls nichts mehr tun, was dazu beitragen könnte, eine demokratische Revolution in Deutschland zu verhindern, während ich bereit bin alles zu tun, um zu helfen, dass eine demokratische Revolution, wenn es sie geben sollte, gelingt und dass sie, die demokratische Revolution friedlich und zivilisiert bleibt und die in sie gesetzten Hoffnungen der Wähler auch so gut wie irgend möglich erfüllt.

Kelberg, den 27. September 2016, geändert am 27. Juni 2017))

Christoph Becker

 

 




Die Grassfed Exchange

Die Grassfed Exchange  ist eine  gemeinnützige Organisation von ehrenamtlich mitarbeitenden Ranchern und Unterstützern der Weidewirtschaft. Ihrem Missionstatement zur Folge  ist sie  faktisch ein Verein zur Verbreitung und Verbesserung der Prinzipien und Methoden der regenerativen Landwirtschaft.   In jedem Fall aber ist sie eine Quelle erstklassiger, hochaktueller Vorträge und Informationen zu Themen wie Bodengesundheit, Gründlandbewirtschaftung,  Zwischenfrucht- bzw. Deckfruchtanbau,  Kohlenstoffsquestrierung, Ernährung und vielem mehr.

Hier das Missionstatement:

Wir glauben, dass regenerative Landwirtschaft eine sonnenlicht-betriebene Zukunft mit gesunden, prosperierenden Familien, blühenden Gemeinschaften, tiefem Mutterboden, sauberem und reichlich vorhandenem Wasser und einer kräftig gedeihenden Biodiversität schaffen kann.  Unsere Mission ist es Rancher, Farmer, Gemeinschaften und Regierungen in die Lage zu versetzen diese Zukunft mit Absicht, Eleganz und Geschwindigkeit über Wasserscheiden und Kontinente hinweg zu schaffen, durch:

  • Katalysieren  des  Austauschs von Wissen, Ideen, Strategien ,  Tiergenetik, Produkten und  Dienstleistungen  die  den  transformierenden Einfluss der  Weideindustrie  ausweiten
  • Verbinden der viehhaltenden Generationen damit sie zusammen lernen und die Nachfolge regeln können.
  • Fördern von weitverbreitetem Monitoring um Rückmeldungen für Landmanager, Gemeinschaften und die Welt insgesamt zu erhalten.

Unter https://grassfedexchange.com/videos  findet man derzeit (22. September 2016)  insgesamt technisch gut gemacht 15 Videos, die man auch auf Youtube findet wenn man dort mit “GFE 2016” sucht.  Diese  Videos wurden offenbar  erst im August  2016 hochgeladen wurden. Kurbeschreibungen  der Vortragenden: https://grassfedexchange.com/speakers

Dazu gehören Vorträge wie

Insgesamt eine exzellente, sehr aktuelle Informationsquelle.

Vorträge älterer Veranstaltungen der Grassfed Exchange findet man auf Youtube wenn man mit “Gassfed Exchange” sucht.

Kelberg, den 22. September 2016

Christoph Becker

 




Unökologischer ökologischer Landbau

Das schlechte Abschneiden des Ökobauern bezüglich der Bodenqualität, beim Vergleich  mit Bodenqualität von konventionellen  “No Till”-Betrieben und  Gabe Browns Ranch, in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung , ist offenbar kein Einzelfall sondern Indiz für ein sehr grundsätzliches Problem, wie der Experte für Bodengesundheit, Ray Archuleta, vom NRCS erklärt, der auch sehr viele Ökobetriebe besucht hat.

Mit “Ray Archuleta organic farming” findet google z.B.

The Drought Fighter von Todd Oppenheimer in Craftmanship, vom 15. Januar 2015. Es handelt sich zwar hauptsächlich um einen Artikel über Paul Kaiser und seine Singing Frogs Farm.  Der  Betrieb der Kaisers, den ich 2015 im November auch selber besichtigt habe,  ist ein  ein extrem  leistungsfähiger, sehr bemerkenswerter  Öko-Gartenbaubetrieb der ohne Bodenberarbeitung auskommt und der zeigt das Ökolandbau zumindest im Gartenbaumaßstab auch ohne Bodenbearbeitung auskommt. Der Artikel ist  insgesamt sehr empfehlenswert, weil die Singing Frogs Farm in Sachen Gartenbau derzeit zum Besten und Fortschrittlichsten in Sachen Ökologischer Gartenbau gehören dürfte was es gibt. Eben wie Paul Kaiser mir zum Schluss sagte:  Was sie hier gesehen haben ist auch das Resultat des Studiums von einigen tausend Artikeln und Büchern.

Hier geht es aber um das was Ray Archuleta ,  sozusagen als Sachverständiger in  Sachen Bodengesundheit,   vor dem Hintergrund seiner auf der Besichtigung  vieler Ökoloandbaubetriebe sagt:

“Auf einigen der großen Ökologischen Landbaubetriebe ist der Mutterboden schrecklich zerstört,”   sagte mir kürzlich Ray Archuleta, ein Agrawissenschaftler des  US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums. Der Grund den Archuleta angab ist fast kontraintuitiv: Während sie  die Chemikalien vermeiden,  greifen die  meisten Ökobauern  noch  auf  etwas zurück was  im Wesentlichen  künstliche  Kultivierungsmethoden  sind, die  größtenteils darauf beruhen   den Boden mit Scheiben und Spaten  (wohl auch  Pflügen,  Hacken, Fräsen usw.) aufzureißen, und dann bis zur nächsten Saison  liegen zu lassen,  wie es die  konventionellen Landwirte tun.

Eine andere Fundstelle ist  Dr. Mercolas   Interview mit  Ray  Archuleta und  sein Artikel dazu, vom  30.  August 2015 :

Zitat:

“Ich habe viele Biobauern (Organic producers) mit denen ich zusammenarbeite und ich liebe sie sehr.  Ich denke wir  müssen  müssen, wenn wir  ökologische  Landwirtschaft betreiben wollen  über  das hinausgehen was  wir heute unter Biobauern (oder  Ökologischem Landbau bzw.  organic Farm) verstehen  –  Ich bin überall im Land gewesen, wie auch in Kalifornien – einige von ihnen haben die am meisten kaputten Böden.  Es es ist nicht einfach Ökolandbau, es geht darüber hinaus ( er meint, wenn man wirklich ökologisch wirtschaften will reicht das was man bisher unter ökologischer Wirtschaftsweise, bzw. auf  English  “organic farming” versteht nicht aus).

Wir [vom NRCS] lehren die Leute wie man mehr so wie die Natur wirtschaftet und wie man die Bodenbearbeitung reduziert. Bodenberarbeitung kann genauso zerstörerisch sein wie chemischen Dünger und Pestizide. So weit, meine Brüder und Schwestern des Ökolandbaus. Ich denke der Schlüssel ist ihnen zu helfen und sie zu lehren wie sie die Bodenbearbeitung reduzieren können, mehr  Mulchbearbeitung ,  und mehr   Zwischen- und Deckfrüchte  (cover  crops) zu verwenden… Bio bedeutet, dass sie keine Chemikalien benutzen, und das ist gut so. Aber gesunder Boden erfordert mehr als das”

Soweit ich das beurteilen kann, ist die Lage in Deutschland ähnlich.  Intensive Bodenbearbeitung ist auch bei deutschen Ökobauern sehr weit verbreitet.

Kelberg den 22. September 2016

Christoph Becker

 




Ray Archuletas Vimeo Kanal

Ray Archuleta ist ein in Sachen Bodengesundheit und “No Till” sehr engagierter Mitarbeiter des NRCS (Natural Resource Conservation Service), einer amerikanischen Naturschutzbehörde, die sich insbesondere auch mit Fragen der Bodengesundheit befasst. Nachdem ich mir einige Präsentationen von ihm angesehen habe, habe ich seinen Videokanal auf Vimeo gefunden.

https://vimeo.com/channels/raythesoilguy/page:1

Neben einigen kurzen Videoanleitungen  zu  für jeden leicht durchführbaren Bodentests bietet er einige  Präsentationen und zum Schluss Interviews und Beispiele verschiedenen Farmern die mit dem NRCS zusammenbarbeiten um ihre Bodenqualität zu verbessern und um den bodenberarbeitungslosen Anbau, und den Zwischenfruchtanbau (Cover Crops) zu optimieren. Zu diesen dort vorgestellten Farmern gehören auch Gabe Brown und sein Sohn Paul, sowie Jerry Doan von der Black Leg Ranch. Doan  hat  den auf Youtube verfügbaren Vortrag    NRCS Soil Health Workshop: Jerry Doan  beim NRCS Bodengesundheitsworkshop 2016 in Utah gehalten.

Bei den auf Ray Archuletas Vimeo-Kanal verfügbaren Filmen ist zu beachten ist, dass diese  teilweise schon etwas älter sind und nicht mehr in jedem Punkt dem neusten Stand der Forschung und Entwicklung entsprechen. Ich weise darauf hin, weil das in verschiedenen Filmen gezeigte Niederwalzen der Zwischenfrucht meines Erachtens eher eine historische Vorstufe  des von Gabe Brown angewendeten Verfahrens, die Zwischenfrüchte mit einer extremen eng zusammengehalten Rinderherde zu vielleicht 30% abgrasen und zu dann 70% niedertrampeln zu lassen darstellt. Bei dem von Gabe Brown angewendete Verfahren werden z.B. 100 und mehr Tiere auf ein nur 500 qm großes, mit Elektrozaun eingezäuntes Feldstück getrieben und dann natürlich mehrmals am Tag auf  eine  neue Fläche umgetrieben.  Siehe auch  meinen Artikel  Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung.  Jay Fuhrer, einer der  für North Dakota  (dem Bundesstaat von Gabe Brown) zuständigen  NRCS-Mitarbeiter  für die Bodengesundheit, erwähnte in seinem 2016 beim einem Bodengesundheitsworkshop in  Utah gehaltenen  Vortrag  (NRCS Soil Health Workshop: Jay Fuhrer),  dass er  verschiedene Versuche  unternommen hat, um  mechanische Verfahren , wie  wohl auch das Niederwalzen, mit dem Effekt der Integration von Rinderherden (ähnlich wie bei Gabe Brown) zu vergleichen. Die resultierende Bodenqualität sei bei der Integration von Rinderherden durchweg besser gewesen.

Von diesem Detail abgesehen finden ich Ray Archuletas Vimeo-Kanal aber   z.B. wegen der kleinen Versuche die er zeigt,  nicht nur für Landwirte  und Leute die es werden wollen, sondern auch  für  Lehrer von  Allgemeinbildenden Schulen und von Landwirtschaftlichen Berufsschulen  interessant.

Kelberg, den 19.9.2016

Christoph Becker

 




Der NASA-CO2-Film

Der im folgenden eingebundene Film zeigt den  Verlauf der  zeitlichen und geographischen Verteilung  von Kohlendioxid und  Kohlenmonoxid  auf der Welt während eines Jahres.

Wie man sieht, und wie der Sprecher erklärt, ist die CO2-Konzentration auf der Nordhalbkugel am größten. Auch ist sie im Winter am größten und wird mit dem zunehmenden Wachstum der Pflanzen im Frühsommer der Nordhalbkugel deutlich kleiner, um dann im Herbst der Nordhalbkugel wieder stark zuzunehmen.

Gezeigt wird auch die Entwicklung des Kohlenmonoxidgehaltes (grau), der laut Sprecher insbesondere auch durch Feuer in Afrika, Südamerika und Australien verursacht wird. Ich meine aber auch auf der Nordhalbkugel im Sommer relativ viel CO zu sehen.

Ferner fällt mir auf, dass in Afrika (Südsahara bis Kongo) und Teilen Südamerikas auch immer wieder viel CO2 zu sehen ist. Sind das wirklich weitgehend Feuer, und wenn ja wodurch und wozu?

Kelberg, den 19. September 2016
Christoph Becker




Was würde der alte deutsche Weidepapst sagen?

Als ich das erste Mal vor einigen Wochen im   Lehrbuch Wiesen und Weiden,  von  Prof. Ernst Klapp, zum Thema Weidesysteme nachgelesen habe, habe ich  den von ihm genannten, per Weidesystem möglichen Steigerungsfaktor  der Weideleistung für einen Druckfehler gehalten.   Jetzt habe ich noch einmal in Ruhe nachgelesen und mir auch die Tabelle mit den Zahlen des Versuchsgutes Rengen aus den Jahren 1935 – 1940 angesehen,  die man in der 1971 erschienenen 4. Auflage,    seines Buches Wiesen und Weiden , auf S. 454, findet.    Sein Fazit passt tatsächlich zur Tabelle, so unglaublich es auch klingt:

Mit Verkürzung der Freßzeit und Erhöhung des Besatzes wächst die Weideleistung je ha auf das 12 bis 14-fache an. Es wurde gelegentlich sogar die “Zuteilung nur je einer Tagesration” erreicht. Aber Zaunkosten und Arbeitslast wurden dabei zu groß. Eine noch stärkere Herabsetzung der Freßzeiten mit steigendem Besatz – früher mit Tüdern oder versetzbaren Zäunen (Pferche) erreicht – wird erst mit der Einbürgerung elektrischer Weidezäune möglich.

Eine noch stärkere Herabsetzung der Fresszeiten und eine weitere Erhöhung des Besatzes, wie sie heute mit modernen Elektrozaunausrüstungen möglich ist und teilweise auch praktiziert wird lässt demnach eine weitere Steigerung erwarten.

Hier die  Tabelle, zu deren Erläuterung  Klapp schreibt, dass es sich um Wirtschafts- und nicht um Versuchsergebnisse handele, weshalb sich in der Tabelle Unstetigkeiten befänden. Auch habe der Gewichtszuwachs der Tiere nicht lückenlos ermittelt werden können, weshalb nur die erzielten Weidetageinheiten genannt wurden:

Freßtage im Mittel Besatz je Nutzung

[Tiere/ha]

Besatz je Nutzung

[dz LG/ha]

Weideleistung
in Weidetageinheiten je Tag und ha relativ
62,7 1,8 7,8 11,3
20,8 3,5 15,2 18,8
14,2 14,1 61,5 32,8
 7,7 30,8  135,0 81,5
 5,0 32,2 140 101,7
4,0 32,2 140 99,7
 3,0 35,6 157 113,7
2,0 39,6 172 159,7

Joel  Salatin nennt  für  die Polyface Farm 400 Kuhtage pro Acre.  Das entspricht  989 Kuhtage pro  ha. Dabei ist zu bedenken, dass die Salatins ihre Kühe  dank moderner Elektrozäune täglich auf eine neue Fläche treiben. Damit läge die Weideleistung des Versuchsgutes Rengen sogar noch über der der Polyface Farm. Joel Salatin übertreibt also keinesfalls. Den Durchschnitt von Salatins Landkreis gibt er mit 80 Kuhtagen pro Acre, was 198 Kuhtagen pro ha entspricht.  Nach obiger Tabelle entspräche das einem 14-tägigen Wechsel der Weide. Auch das ist eine realistischer Zahlenwert. Einige, wie die Salatins haben sehr viel bessere Werte, aber andere werden ihre Tiere auch 20 und mehr Tage auf der selben Weidefläche lassen.

Das  Versuchsgut Rengen, auf dem diese  Daten der obigen Tabelle in den Jahren 1935 – 1940 ermittelt wurden, hatte damals 32 Koppeln für 98 bis 121 Stück Jungvieh (Rinder und  Kälber) zur Verfügung. Es wurden nebeneinander Standweiden sowie Umtriebsweiden mit langsamem und schnellen Umtrieb benutzt. Die Tabelle zeigt die Mittelwerte über 6 Jahre.

Prof. Klapp wurde 1936  Direktor des Instituts für Boden- und Pflanzenbaulehre der Universität Bonn,  zu dem das Versuchsgut Rengen gehörte. Die  obige Tabelle und den dazu gehörigen Bericht über den Versuch hat er offenbar  erstmals 1943 im Landwirtschaftlichen Jahrbuch veröffentlicht.

Auf S. 454, (wie gesagt, 4. Auflage, 1971 ) etwas weiter oben, schreibt Klapp auch:

Wir sind in den früheren Auflagen des Buches näher auf die Frage der geeignetsten Koppelgröße eingegangen, halten dies aber nicht mehr für notwendig. Mehrtägige Beweidung der Koppeln findet sich praktisch nur noch bei extensiven Weideformen (Jungvieh, Mastweiden). Das Verständnis für die Grundsätze ist fast Allgemeingut geworden.

Klapp hat, wie man dem sehr umfassenden Quellenverzeichnis seines Buches entnehmen kann, auch die Arbeiten und Bücher  des französischen  Biochemikers und Landwirtes André Voisin gekannt. Voisin selbst hat in seinem in der deutschen Übersetzung leider vergriffenen Buch Die Produktivität der Weide dem Versuchsgut Rengen ein Kapitel gewidmet. Dieses Buch von Vosin ist aber das, von dem Allan Savory sagt, dass darin im Wesentlichen eigentlich schon alles stand, was er selbst herausgefunden hat.

Was würde also Prof. Ernst Klapp, zu meinen Artikeln Ganzheitliches Weidemanagement und Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung sagen?

Vielleicht mit Trauer, vielleicht mit freundlichem oder bitterem Spott, vielleicht mit Zorn, oder mit einer Mischung aus alledem, würde er zunächst das Landwirtschaftliche Jahrbuch von 1943 und sein Buch Wiesen und Weiden zur Hand nehmen  und darauf hinweisen, dass er und andere, in Deutschland und  in Frankreich, die Grundlagen des von Joel Salatin, Jim Gerrish und anderen propagierten Weidesystems eigentlich schon vor und im 2. Weltkrieg herausgefunden und publiziert hatten.   Die Amerikaner haben lediglich weiter darauf aufgebaut.  Einerseits haben sie  ausprobiert  was mit Hilfe  moderner Elektrozaungeräte heute möglich (( Durch moderne Elektronik ist es heute möglich, sehr kurze Impulse auch hoher Spannungen mit sehr hoher Leistung zu erzeugen.  Damit sind selbst bei relativ starkem Bewuchs noch relativ starke aber ungefährliche Stromschläge möglich.   )) ist und  anderseits haben sie  auch im Bereich  der  biologischen Hintergründe  und des Bodenlebens interessante  Beiträge  geleistet.

Gabe Browns Experimente im Getreideanbau dürften auch Prof. Klapp fasziniert und zu eigenen weiteren Versuchen angeregt haben.   Wie die beiden auf Youtube verfügbaren Vorträge von Jay Fuhrer und Jerry Doan zum NRCS Soil Health Workshop in Utah  2016.     NRCS steht für  Natural Resources Conservation Service .  Es  handelt sich  um eine  Naturschutzbehörde,  deren Aufgabe es ist die  natürlichen  Ressourcen des Landes zu erhalten, zu denen  auch  der Mutterboden gehört. Die beiden Vorträge zum NRCS Soil Health Workshop in Utah  2016 sind beide sehr empfehlenswert. Jay Fuhrer ist Angestellter und Soil Health Specialist (dt.: Mutterbodengesundheitsspezialist) beim NRCS in Bismarck, North Dakota. Jerry Doan ist der Besitzer der ca. 6800 ha großen Black Leg Ranch.     Wie Fuhrer erläutert beschränkt sich der NRCS in North Dakota nicht nur auf Beratung, Ausbildung und dergleichen, sondern betreibt auch Forschung.   Ab [18:50] stellt  er  das  Soil Health Team , also das Mutterbodengesundheitsteam  vor,   zu dem  er gehört  und  bei [20:00]  stellt er das Wissenschaftlerteam vor, das sie zu  Beantwortung  verschiedener Fragestellungen   zusammengestellt  hatten.  Offensichtlich  gehört das alles auch zum Hintergrund  von Gabe Browns eigenen Versuchen und  Methoden. Der von Brown erwähnte südamerikanisch Spezialist für Cover Crops, Dr. Ademir Caligari, gehört z.B. auch zu dem von Jay Fuhrer vorgestellten Wissenschaftlerteam des NRCS von North Dakota.   Jerry Doan, weist nebenbei  einige Male  auf seine Zusammenarbeit mit Jay Fuhrer und damit mit dem NRCS und auf gemeinsame Versuche hin.    Die “5 Methoden” von Gabe Brown  empfiehlt, faktisch identisch, auch Jerry Doan vor [8:20}:

  • Keep Litter on the soil  (dt.: halte Pflanzenreste auf dem  Boden)
  • Increase Plant diversity (dt: Erhöhe die Pflanzenvielfalt)
  • Keep a Living Root as Long as possible (dt:  Erhalte eine lebende Wurzel so lange wie möglich)
  • No or Little Soil Disturbance (dt: keine oder geringe Bodenbearbeitung/Störung)
  • Integrate Livestock (dt: Integriere Vieh)

Jay Fuhrer erwähnt bei seiner Präsentation, dass das beste Buch in Sachen Mutterboden das Buch The Nature and Properties of Soils von Ray R. Weil ist.

Ich denke Prof. Klapp hätte auch an diesen Vorträgen seine Freude.

Auf meinen Hinweis, dass die Uni Bonn die Domäne verkauft habe,  würde er  vermutlich  mit Trauer, Spott und Zorn auf seine Nachfolger antworten und sein Bedauern bekunden,  und mit  einer gewissen Verbitterung  aufzählen, was man  alles hätte  erforschen   und  weiterentwickeln können und sollte. Mit Wissenschaftlern und Professoren wie ihm hätte ich es sicher nie für nötig befunden mich auch noch mit Landwirtschaft zu befassen. Im Grunde treibt mich nur  die  Sorge , dass auch auf unsere deutschen Landwirtschaftsexperten heute kein Verlass mehr ist.

Was ich an der ganzen Sache bedrückend und ernüchternd finde ist, dass man hier sehen kann, dass und wie bereits vorhandenes Wissen unserer Zivilisation zumindest lokal verloren gehen kann.  Nachdem  ich das mit dem Mob grazing gelesen bzw. im Internet gehört und gesehen habe, habe ich Touren durch die Eifel  unternommen um Ausschau zu halten, wie die Bauern ihre Kühe, Rinder und auch Pferde weiden.   Was ich gesehen habe, hat mir immer wieder gezeigt, dass “das Verständnis für die Grundsätze”, das Prof. Klapp 1971 schon fast als Allgemeingut betrachtet hat, offenbar weitgehend verloren oder vielleicht  selbst nach  45 und mehr Jahren  nie angekommen ist.     Was ich in Sachen Weidewirtschaft und auch in Sachen Ackerbau hier in der Eifel gesehen habe und sehe ist  deprimierend. Dabei habe ich mir auch Flächen von Ökobetrieben angesehen.    Auch die fand ich enttäuschend. Man muss diesem Land und seiner Bevölkerung schon den Untergang wünschen, um wirklich gut zu finden was man auf den Wiesen, Weiden und Äckern sieht.

Links zum Ökolandbau und zum Bodenleben in Deutschland

An dieser Stelle habe ich, wegen Kritik an meinem Artikel Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung  mit  “ökologischer landbau bodenbearbeitung” per google gesucht. Dabei fand ich die Seite www.oekolandbau.de -> reduzierte-bodenbearbeitung und www.oekolandbau.de ->landtechnik-im-getreideanbau. Ich sehe überall viele Maschinen und Bodenbearbeitung.  Vieherden als Werkzeug zur Optimierung des Ökolandbaus kommen dagegen nicht vor, während z.B. der oben erwähnte Jay Fuhrer vom NRCS  klar  sagt,  dass nach  ihren  Messungen  und Versuchen  der Einsatz von Vieherden den Maschinen im Ergebnis,  in  Sachen Bodenqualität klar überlegen ist. Dabei  habe ich bei  www.oekolandbau.de  auch einen Link wie www.bodenwelten.de   gefunden,   woraus ich schließe, dass die Probleme  auch in Deutschland bekannt sind.

Vielleicht würde der Spruch des  Kanadiers  Don Campbell weiterhelfen, den Gabe Brown als für ihn, in der Krise seines Betriebes letztlich als sehr hilfreich, erwähnt hat:

“If you want to make small changes, change how you do things. If you want to make major changes, change how you SEE things!”

auf Deutsch:

Wenn Du kleine Änderungen durchführen  willst ,   verbessere die Art  und Weise  wie  Du  die  Dinge tust. Wenn Du große Veränderungen  durchführen  willst, verändere  wie Du die  Dinge SIEHST.

Ein Problem für manche Deutsche, zu meinen Erstaunen gerade auch für Linke und Grüne, scheint zu sein, wenn Ideen aus dem Ausland und dabei insbesondere auch den USA kommen. Vielleicht hilft es, dass ich zeigen konnte, dass gerade auch in der Weidewirtschaft die Amerikaner,   Dank sei Prof. Klapp und  dem Versuchsgut Rengen, letztlich auf ursprünglich deutschen Forschungsarbeiten und Einsichten aufgebaut haben.

Was Prof. Klapp heute sicher sehr faszinieren würde wäre, dass die Landwirtschaft sich offenbar in einem Umbruch befindet, hin zu einer  Art  Ingenieurwissenschaft  des Bodenqualitätsmanagments , bei  der das Bodenleben  und   auch die  Viehwirtschaft intelligent  und ganz bewusst in  einer Weise genutzt werden, die  sich an die Vorgänge in der Natur anlehnen, wie sie z.B. in der Zeit der großen Bisonherden von ganz alleine abliefen und die nachhaltige Existenz und das Wachstum dieser großen  Herden, bei gleichzeitigem Wachstum der  Mutterbodenschichten  ermöglichten.

Erinnerung an Prof. Klapp

Als ich vor einiger Zeit gegenüber einem alten Bauern, der auf der Domäne in Rengen als Landarbeiter gearbeitet hat,    Prof. Klapp erwähnt habe, hat er gemeint, den habe er noch persönlich gekannt, Klapp sei  wirklich sehr in Ordnung gewesen.

Kelberg, den 17. September 2016

Christoph Becker

 

 

 

 




Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung

Auch für die meisten Landwirte dürfte  es überraschend sein, dass und wie man durch einen intelligenten Einsatz von Rinderherden und Deck- bzw. Zwischenfrüchten und Untersaaten den Ertrag von Getreidefeldern massiv steigern, den Hochwasserschutz und den Schutz vor Dürreschäden erheblich verbessern,  Bodenerosion vermeiden und die Kosten senken kann. Dabei handelt es sich nicht (nur) um eine Theorie, sondern vor allem um praktische Erfahrungen und harte Zahlen und Fakten:

Hier einige Zahlen und Fakten von Brown’s Ranch, dem Betrieb den ich hier als Referenz anführe:

  • Ackerbau und Viehzucht gemischt.
  • Seit 1993 “no Till” Betrieb. Also nur noch Decksaat.
  • Früher ein konventioneller Betrieb. Nach vier aufeinander folgenden Jahren, mit 100 bis 80% Ernteausfall durch Hagel bzw. Dürre in den 90er Jahren, Beschäftigung  mit  Allan Savorys  Holistic Managment   (siehe mein Artikel  Ganzheitliches Weidemanagement).
  • Gesamtbetriebsfläche: 2023 ha
  • Ackerfläche: 809 ha
  • In Grünland umgewandeltes Ackerland: 404 ha
  • Ursprüngliches, nie umgepflügtes Grünland (Prärie): 809 ha
  • Mutterkuhherde mit 350 Muttertieren
  • 400 – 800 Kälber/Rinder die nur mit Grass bis zur Schlachtreife gefüttert werden.
  • Eine Schafherde, Legehühner, Hähnchen, Weideschweine.
  • Die Vorbesitzer hatten wegen des kalten Klimas früher ein halbes Jahr Heu gefüttert. Die Browns füttern heute nur an 60 Tagen im Jahr,  also nur ca. 2 Monate  pro Jahr, Heu.
  • Hoher Wilddruck, der die Weiden und Äcker zusätzlich belastet. Teilweise kommen Hirsche  (Deer)  im Winter über 70 km herbeigewandert und es können mitunter hunderte Hirsche (Deer) auf  dem Gelände sein.
  • Ziel bei der Weidehaltung: 1/3 für die Tiere über der Erde (also hauptsächlich die Kühe, aber auch Wildtiere).  2/3  für die Tiere unter der Erde (Mikroben, Würmer usw.).

Aus dem Vortrag   DCED – 2016 Gabe Brown – What is Soil Health?

hier zunächst eine die Übersetzung der  Tabelle von Position [34:26]. Die Erträge sind in Bushel (dt. Scheffel) angegeben. Ich habe sie nicht umgegerechnet, weil es sich beim Bushel um ein Raummaß  handelt ( 1 Bushel = 36,3687 Liter), während Getreidemengen in Deutschland üblicherweise in Doppelzentner oder Tonnen, also in Gewichtseinheiten angegeben werden. Auch macht ein Vergleich von Nord Dakota (kontinentales Klima mit kurzen Sommern, letzter Frost ca. Mitte Mai, erster Frost Anfang September, sehr kalte Winter) mit Deutschland meines Erachtens wenig Sinn. Was hier wichtig ist, ist der lokale Vergleich der Ranch der Browns (mit Googel Earth suche: 3752 106th St NE,
Bismarck, ND 58503 ) mit dem Durchschnitt ihres Landkreises:

Erträge
Ertrag auf Bowns Ranch [Bushel] Durchschnittsertrag  im Landkreis (County) [Bushel] Browns Ranch über dem  Durchschnitt
Mais 127 98

30 %

Sommer Weizen 62 39 59 %
Hafer 112 62 81 %
Gerste 72 48 50 %

Gabe Brown sagt, es gäbe Landwirte im Landkreis, die höhere Erträge hätten als er, aber bei ihm sei  der Aufwand sehr viel geringer (und damit der Ertrag in Dollar größer), weil er nicht nur durch das “No Till” bzw. Direktsaatverfahren,  Energie und Maschineneinsätze spart, sondern  vor allem auch , weil  sein  Betrieb keinen Kunstsdünger, keine Pestizide,  keine Fungizide und nur noch selten   (alle 3-4 Jahre), und dann auch nur teilweise, Herbizide verwendet.

Vergleich der Bodenproben von 4 benachbarten Betrieben

In Postion [55:19] erwähnt Gabe Brown, dass ein Team von Wissenschaftlern im letzten Herbst vier verschiedene Produktionssysteme verglichen habe. Eines davon war das von  Browns Betrieb. Für den Vergleich galten folgende Rahmenbedingungen:

  • Alle vier Betriebe in enger Nachbarschaft, im Umkreis von 1 Meile (1,6 km).
  • Gleiche Bodentypen.
  • Es wurden Fotos von Bodenproben gemacht und es wurden Bodentest nach/von  Dr. Rick Haney, ARS, Temple, Texas.

Die vier Produzenten waren:

  1.  Ein “ökologischer” Betrieb, (Organic Producer oder auf Deutsch wohl “Biobauer”) der eine sehr hohe Vielfalt hatte (Mais, Bohnen, Erbsen,Weizen, Gerste, Hafer, Alfalfa, Tritikale, Roggen, Klee), eben ein sehr diversifizierter Betrieb, aber  mit  viel Bodenbearbeitung (heavy tillage). Die Bodenprobe sah nicht so gut aus.  Nach Browns Aussage geringe Wasserinfiltration bei Regen,  sowie  Probleme bzw. hohe Widerstände  für die Wurzeln.
  2. “No Till”-Betrieb, also Decksaatbetrieb, mit sehr geringer Diversität, der nur Flachs und Sommerweizen anbaut. Dieses Frühjahr  hatten sie ein Regenereignis, bei dem 8,39 cm ( 3  1/2 Inch bzw. ca. 84 Liter pro qm) Regen in 45 Minuten fielen. Dabei wurde sein Sommerweizen weggewaschen und er musste Sonnenblumen pflanzen.  Das Bild zeigt auch kompaktierten Boden. Das Bild zeigt  keine  Unterschied  zu dem  Boden des Biobauern.  “Man denkt  es ist der selbe Boden”.  Man sieht zudem kein Leben.
  3.  Seit langen “No Till”,  also Decksaat.  Ziemlich  gute Diversität. Er pflanzt Mais,  Gerste,  Sonnenblumen, Sommerweizen, Soja. Aber immer sehr, sehr hoher Verbrauch an synthetischem Dünger, Fungiziden, Pestiziden.  Das Bild zeigt auch eine  schlechte Bodenqualität.  Browns Fazit: Die Bilder der Bodenproben der Produzenten 1 bis 3 sind ähnlich: “No Till” ansich ist vielleicht ein Schritt in die Richtige Richtung, bringt aber für sich genommen keinen Unterschied.
  4.   Browns Ranch: “No Till”,  hohe  Diversität, weil er zu den Geld bringenden Früchten (Cash Crops) immer  auch Zwischenfrucht (cover corps) anbaut. Außerdem integriert er die Viehhaltung in den Ackerbau (Beispiel siehe unten).   Keine synthetischen Dünger, Pestizide, Fungizide (und nur selten Herbizide).  Das Bild der Bodenprobe ist beeindruckend: Lockerer Mutterboden mit sehr guter Wasserinfiltration,  Bodendeckung, Regenwürmer, Bodenleben.

Hier nun die Tabelle mit den Messwerten.

Management Vergleich
Managementmethode N P K OC
“Ökologisch” wirtschaftender Betrieb,  hohe Diversität, intensive Bodenbearbeitung 2 156 95 233
No Till, geringe Diversität 27 244 136 239
No Till, mittlere Diversität, viel Chemie (sythetische Dünger usw.) 37 217 199 262
Browns Ranch: No Till, große Diversität, keine Chemie,  Integration  von Tierhaltung 281 1006 1749 1095

N = Stickstoff, P = Phosphor, K = Kalium, OC = Organic Carbon

Man beachte das schlechte Abschneiden des konventionell “ökologisch” wirtschaftenden Betriebes.

Zahlenangaben, zumindest für   N,K und P in Pfund pro acre. Wichtig ist hier der relative Vergleich.   Die Messungen wurden von Dr. Rick Haney, ARS, Temple, Texas durchgeführt. Es handelt daher um Angaben des nach ihm benannten Haney  Tests. Siehe  z.B. auch  Haney/Soil Health Test Information.    Mit Bodentests habe ich mich nie befasst. Wie der  im Folgenden eingebunde Vortrag von  Dr.  Rick Haney zeigt, ist Test offenbar nicht gleich Test.  Der Haney Test ist ein relativ kompliziertes Verfahren, um die aus Sicht der für die Pflanzen tatsächlich verfügbaren Nährstoffe möglichst realistisch zu erfassen. Ziel ist es, die Empfehlungen für die Landwirte zu optimieren und so unnötige Düngung zu vermeiden.

Gabe Browns Kombination aus Zwischenfrucht und Rindereinsatz  beim Getreideanbau

Hier ist zunächst anzumerken, dass Gabe Brown nicht wie  oft  üblich, nur ein bis zwei verschiedene Zwischenfrüchte aussät, sondern Mischungen mit oft 15 bis 20 und mehr Arten.  Insgesamt habe er im letzten Jahr (2015) über 70 verschieden Arten gesät. Das  Zusammenstellen der Mischungen richtet sich nach den lokalen Verhältnissen,  den Hauptfrüchten  und  der Jahreszeit  und ist, wie ich seinem Vorträgen entnehme,  eine Mischung aus Erfahrung, Kunst und Wissenschaft.

Ich habe hier “cover crops” mit Zwischenfrucht übersetzt. Aber in der Realität von Gabe Browns Betriebsweise passt diese Übersetzung zumindest nicht so, wie sich das deutsche Landwirte in der Regel vorstellen. Was Gabe Brown mit “Cover Crops” meint, sind Pflanzen, die nicht die Hauptfrucht darstellen und die vor, neben und nach einer Hauptfrucht gesät werden und auch wachsen können. Während ich hier in der Eifel in den Mais- und Getreidefeldern, die ich mir näher angesehen habe, neben dem Mais oder Getreide der Boden zwischen den Pflanzen der Hauptfrucht  fast immer blank ist und wenn dann nur vereinzelt und unregelmäßig vielleicht etwas Gras oder “Unkraut” wächst,    hat Gabe Brown systematisch und gezielt weitere Arten dazwischen gesät. Das “Zwischen” in Zwischensaat ist hier also nicht nur  zeitlich   sondern auch  räumlich zu verstehen.

Interessant ist an dieser Stelle, vielleicht auch, dass der reine Gründlandbetrieb der Salatins, die   Polyface Farm , ebenfalls eine “No Till”-Sämaschine angeschafft hat und damit experimentiert, die Leistung  der Viehweiden durch das Einsäen von einjährigen Ackerpflanzen wie Erbsen und bestimmten Getreidearten zu verbessern. Das habe ich jedenfalls dem als Interview mit Joel Salatins Sohn David, das sich auf der dem Salatin Semester beiliegenden CD befindet, entnommen. Die Steigerung der Weideleistung bei  diesen Versuchen war offenbar extrem  gut, sofern die Bodenfruchtbarkeit und das Wasserangebot gut waren.

Die  Brown Ranch  von Gabe Browns Familie und die   Polyface Farm der Salatins ähneln sich insgesamt, auch wenn die Lage, das Klima, und  die Betriebsgröße sich sehr unterscheiden.   Beide Betriebe  haben  ihre  Wirtschaftsweise offenbar unabhängig von einander entwickelt und sind zumindest aus westdeutscher Sicht Großbetriebe. Der größte  Unterschied  zwischen beiden Betrieben ist,  dass   die  Browns  in erster   Linie Getreideproduzenten waren und mit ihren 809 ha Ackerland ,  von denen jedes Jahr  90 %  für  den Getreideanbau genutzt werden, auch noch sind. Das für mich bisher fehlende Mosaiksteinchen, das  Gabe Brown liefert, ist die Einsicht, dass und wie auch der Getreideanbau nachhaltig und zugleich wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann und dass der Einsatz von Mutterkuhherden dabei ein für den Erfolg und die Effizienz wertvolles Hilfsmittel sein kann.

Während Zwischenfrüchte oder Bodendecker, sofern sie überhaupt gesät wurden, hier in Deutschland (immer soweit ich das selbst gesehen habe)  vor der Aussaat der Hauptfrucht, untergepflügt oder sonst wie untergearbeitet werden, werden diese auf der Brown Ranch drei Tage vor der Aussaat der Hauptfrucht von Rindern    abgeweidet und  zertrampelt.   Dabei wird eine ziemlich extreme Flächendichte, von bis über 100 kg Lebendgewicht pro m2 angewendet. Das heißt, dass eine Kuh von 500 kg nur ca. 5  m2  Weide zugeteilt bekommt .  Die Tiere werden dabei  mehrmals  täglich  auf ein neues Stück Weide umgetrieben.   Gabe Browns Faustformel bei der Beweidung mit Mutterkühen lautet im Allgemeinen “1/3 des Futters für die Tiere über dem Boden und 2/3 für die Tiere unter der Erdoberfläche”. Bei der extremen Form des Mob-Weidens   auf mit Zwischenfrüchten bewachsenen Ackerflächen, 3 Tage vor der Aussaat der Hauptfrucht,  ist das Verhältnis vielleicht sogar noch besser zu Gunsten des Bodenlebens. Die Kühe sorgen bei diesem extremen Beweiden jedenfalls dafür, dass  der nicht von ihnen gefressene Teil der Zwischenfrucht zertreten und zum Teil, durch das Gewicht der Tiere und durch den lokal hohen Flächendruck und die Kanten der Hufe, in den Boden gedrückt wird.

Die Aussaat der Hauptfrucht – ggf. zusammen mit einer neuen Zwischenfruchtmischung – erfolgt dann drei Tage später mit einer “No Till”-Sämaschine.  Dabei schneidet eine Scheibe einen Schlitz in den Boden und das darüber  liegende  organische Deckmaterial.  Danach  kommt eine  Vorrichtung, die  den Schlitz etwas aufweitet und die Samen in den Schlitz legt und dann wird der Schlitz wieder zugedrückt.

Diese extreme Form des Beweidens der Zwischenfrucht  hat eine Reihe  von Vorteilen:

  • Der Boden wird vor Austrockung geschützt. Feuchtigkeit ist aber auch für das Bodenleben gut und natürlich auch für das eingebrachte Saatgut.
  • Die Mikroorganismen im Boden werden vor UV-Strahlen und Hitze geschützt. Gabe Brown zeigt, dass blanker Mutterboden leicht 20 Grad wärmer ist als die im Schatten gemessene Umgebungstemperatur.  Die Temperatur auf der Oberfläche von mit organischem Material abgedeckten Mutterboden entspricht dagegen ungefähr der Umgebungstemperatur. In praller Sommersonne blank liegender Mutterboden kann außerdem Temperaturen erreichen, die für Mikroorganismen tödlich sind.
  • Die von den Rindern hinterlassenen, zertrampelten Zwischenfuchtreste sowie der Mist und Urin der Tiere liefern Nahrung für Mikroorganismen, Würmer, Pilze, Insekten usw. .
  • Schäden bei Starkregen werden verhindert.  Regentropfen, die auf  das zertrampelte organische  Material  auftreffen  werden abgebremst und  treffen nur  langsam  und schonend auf den Boden auf.  Auch   hält die Schicht organischen Materials  auf dem Boden selbst  Wasser zurück.  Die Bodenerosion wird verhindert.
  • Die Zwischenfrucht dient teilweise als Nahrung für die Mutterkuhherde.

Eine andere  Nutzung der Zwischenfruchtmischungen  besteht darin, dass sie im Herbst oder Winter  abgeweidet wird. Im Spätherbst oder Winter kann dadurch Heu eingespart werden.

Die 5 Grundsätze von Gabe Browns Methode:
  1. Der Boden muss eine “Panzerung” (armour) oder Schutzschicht aus organischem Material haben.
  2. Diversität muss gegeben sein(viele Pflanzenarten, viele Tierarten, ein umfassendes Bodenleben)
  3. Es müssen möglichst immer viele lebende Wurzeln im Boden vorhanden sein.
  4. Die Bodenstruktur soll nicht gestört werden. Die Bodenstruktur ist sehr viel komplexer als man gemeinhin denkt und es gibt jede Menge für das Wachstum der Pflanzen hilfreiche Symbiosen, die man mit der Bodenbearbeitung stört oder auch zerstört.
  5. Integration von Großtieren, wie ich es schon in dem Artikel Ganzheitliches Weidesystem zu erklären versucht habe.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir noch einmal das 4. Kapitel, The Living Soil (dt. Der  lebende Mutterboden)  in  dem  Buch  Building Soils vor  Better Crops –  Sustainable Soil Management, durchgelesen. Das Buch hatte ich schon in  meinem Artikel  Nachhaltige Bodenverbesserung schon im März 2015 vorgestellt. Gabe Browns Methode und auch der bei ihm übliche Einsatz der Rinder zur Optimierung des Getreideanbaus macht vor diesem Hintergrund sehr viel Sinn und  seine  guten Ergebnisse werden verständlich. Ein interessanter,  auch von Brown  besonders hervorgehobener Aspekt  ist dabei, dass nützliche Pilze (Fungi) eine Chance zur Ausbreitung haben.  Die übliche Bodenberarbeitung durch Pflügen, Grubbern usw. zerstört die oft sehr weitläufigen Netzwerke der Pilze. Manche Pilze dehnen ihre unterirdischen Netzwerke über viele Quadratkilometer aus.   Viele Pilze leben in  einer Symbiose mit  Pflanzen und  können  eine  Reihe von nützlichen  Funktionen haben.  Ein  bekanntes Beispiel  für den Nutzen von  Pilzen  ist , dass Pilze z.B. Penicillin produzieren können.  In dem Buch Mycelium Running: How Mushrooms Can Help Save the World  von Paul Stamets wird von einen Beispiel berichtet, wo der Autor sein Haus von Riesenarmeisen befreit hat, indem er diesen eine bestimmte Pilzart angeboten hat, die die Ameisen wie ein Trojanisches Pferd akzeptiert und gerne aufgenommen hat, um dann von diesen Pilzen getötet zu werden.

Die Anwesenheit von Pilzen kann  aber offenbar auch dabei helfen, Nährstoffe aus dem Boden zu lösen oder zu transportieren. Für die Gesundheit und Qualität des Mutterbodens ist jedenfalls auch das Vorhandensein von Pilzen wichtig. Intensive Bodenbearbeitung führt aber dazu, dass Bakterien bevorzugt und Pilze zurückgedrängt werden.

Wasserinfiltrationsrate

Als Gabe Brown und seine Frau die Farm 1991 von seinen Schwiegereltern gekauft haben, hat man Bodenproben genommen und auch gemessen, wie schnell Wasser im Boden versickert. Damals betrug die Wasserinfiltrationsrate 1/2 Zoll, das sind 12,5 mm pro Stunde, oder 12,5 Liter Wasser pro qm und Stunde.

2015 betrug die Infiltratioinsgeschwindigkeit 15 Zoll pro Stunde ( 38,1 cm bzw. 381 Liter Wasser pro qm und Stunde).  Die Position  in dem anfangs eingebunden Vortag, DCED – 2016 Gabe Brown – What is Soil Health? von Gabe Brown ist  [1:01:23].  Die Wasserinfiltrationsrate hat sich also in ca. 25 Jahren  um das 30-Fache verbessert.  Einige Sekunden später in dem Vortrag zeigt er wie die Infiltration gemessen wird und wie rasant ein Zoll Wasser, also 25 Liter pro Quadratmeter, versickern. Bei seinem Boden dauert das heute nur noch 9 Sekunden. Zwei Zoll, also insgesamt 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, versickert in nur 16 Sekunden. Demnach würde ein Sturzregen von 50 Litern in nur 25 Sekunden problemlos aufgenommen. Die bei den Browns auch auf den Getreidefeldern vorhandene Deckung des Bodens mit organischem Material würde den Aufschlag der Regentropfen zudem dämpfen. Die Fließgewässer in der Umgebung würden weder durch eine plötzlich abfließende Wassermenge noch durch damit weg gespülte Nährstoffe belastet.

Für die Ranch der Browns ist dabei von besonderer Wichtigkeit, dass der durchschnittliche Niederschlag nur ca. 400 mm pro Jahr beträgt. Durch die gute Bodenqualität wird so gut wie immer der gesamte Niederschlag auf dem Boden der Ranch gehalten, was Verluste durch Dürreschäden reduziert.

An dieser Stelle möchte ich auch auf die Präsentation “Maintaining a Healthy Watercycle” (dt.  Einen gesunden Wasserkreislauf  erhalten” ) von Jim Gerrish hinweisen und diesen einbinden. Die Präsentation dauert nur gut 12 Minuten und ist wie ich meine sehr gut gemacht. Das Englisch ist leicht verständlich.:

Speicherkapazität durch Kohlenstoff

1 % organisches Material (Soil Organic Matter) in den obersten 15 cm des Bodens kann über 185 qbm Wasser im Boden halten. Als die Browns ihre Farm 1991 übernommen haben, hatten sie 1,7 bis 1,9 % organisches Material im Boden. Heute haben sie über 6 %.  Vor Beginn des Ackerbaus in jener Gegend, vor über 200 Jahren, waren es über 7 %. Damit haben die Browns zunächst eine  erhebliche Menge klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnommen, dabei haben sie den darin enthaltenen Kohlenstoff als die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserretention verbesserndes organische Material im Boden gespeichert und den enthaltenen Sauerstoff haben sie in die Atmosphäre zurückgegeben.

Relevanz für Deutschland

Hochwasserschutz

Man stelle sich vor, wir würden in Deutschland unsere Böden ähnlich gut verbessern, wie Gabe Brown auf seiner Farm – und wie die Salatins auf ihrer Farm. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Überschwemmungen und Hochwasser kommt, würde drastisch vermindert. Soweit  es  dennoch  Hochwasserereignisse  gäbe, würden diese sehr gemildert.   Dabei wäre das nur ein Nebenprodukt einer selbstständig wirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethode.

Schutz gegen Dürreschäden

Schäden durch auch in Deutschland vorkommende Trockenperioden könnten verhindert oder zumindest vermindert werden.

Wirtschaftliche Vorteile für die Landwirte

Die Landwirte könnten mehr verdienen. Weder die Ranch der Browns noch die Polyface Farm der Salatins erhalten  öffentliche Zuschüsse und Förderungen und erwirtschaften trotzdem systematisch erhebliche Gewinne. Gabe Brown sagt, dass er heute jedes Jahr Gewinn macht.

Was ist mit dem ökologischen Landbau?

Erstaunlich fand ich das schlechte Abschneiden des ökologischen Landbaubetriebes in der Nachbarschaft von  Gabe Browns Ranch.  Was ich bisher an ökologischem Landbau in Deutschland gesehen habe, lässt mich vermuten,  dass die Betriebe in in Deutschland auch nicht besser abschneiden würden als der Betrieb in der Nachbarschaft von Gabe Brown Ranch.

Die Wirtschaftsweisen der Betriebe von Gabe Brown  und Joel Salatin könnten und sollten meines Erachtens als Referenz für ökologischen Landbau in Deutschland und Europa diskutiert werden.

Aus verschiedenen Gründen wäre es sicher sehr vorteilhaft, die EU-Agrarförderung und die Bezuschussung der landwirtschaftlichen Unternehmen möglichst bald vor diesem Hintergrund zu hinterfragen, zu diskutieren und ggf. neu ändern.

Warum sind diese Wirtschaftsweisen so wenig bekannt?

Warum ist das alles in Deutschland so wenig bekannt? Warum wird es nicht umgesetzt? Ich denke die Antwort ist sehr vielschichtig. Einige Stichworte die mir dazu einfallen sind:

  • Psychologie und Herdentrieb des Menschen:  Was denken die anderen? Angst vor Neuem. “Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht” usw..
  • Bürokratie,  Gesetze und Agrarförderung.  Eine gute Lektüre dazu ist Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed  (dt.: Mit den Augen des Staates: Wie bestimmte Schemas zur Verbesserung der Lage der Menschen versagt haben)von James C. Scott.
  • Der meines Erachtens sehr naive und einer nüchternen Analyse nicht standhaltende Glaube an den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, an den Fortbestand des Friedens und an die Unendlichkeit der Ressourcen, auf den man in Deutschland sehr häufig, um nicht zu sagen fast überall, trifft.
  • Interessen der Großindustrie und ihrer Lobby.
Andere deutsche Hinweise auf  Gabe Browns Betrieb

Zum Schluß sollte und möchte ich nicht verschweigen, dass z.B.  Gabe Brown  auch anderen Deutschen außer mir bekannt ist, und dass ich erst von anderen Deutschen von ihm erfahren habe. Zuletzt hatte mich der Kommentar von “Florian” zu meinen Artikel Ganzheitliches Weidemanagement motiviert,   mich doch  etwas mehr mit  Gabe Brown zu befassen und mir einige seiner Vorträge anzuhören. Das war der passende Baustein zur passenden Zeit, weil ich damit auch gelernt und gesehen habe, dass und wie Rinderherden und das Mob Grazing auch für den Getreideanbau in interessantes Werkzeug sind.

Schließlich war/ist da der Artikel Ich mache Boden gut – Vom Segen der Humusvermehrung  –  Das Beispiel von Gabe Brown aus Bismarck in North Dakota .

Außerdem wurde  Gabe Brown in dem deutschen  Forum  www.selbstversorg.org  mehrfach erwähnt .

Christoph Becker

Kelberg, den 14. September 2016