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Das Ende der üblichen Politik

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J. M. Greer hatte nach seinem Blogbeitrag Der Abstieg und Fall der Hillary Clinton [2] vom 24.2.2016 vier Wochen pausiert und hat nun, am 6.4.2016, einen Artikel mit dem Titel Das Ende der  gewöhnlichen Politik [3] veröffentlicht.

Vereinfacht ausgedrückt leben die wohlhabenden amerikanischen linksliberalen  Gutmenschen  des Establishments in einer Scheinwelt, die mit mit der Realität der Arbeiter und kleinen Angestellten unter den Amerikanern – die Donald Trump  als letzte Hoffung  sehen und wählen –  wenig zu tun hat. Die einfachen Leute wurden  seit gut 40 Jahren immer ärmer. Reichte in den 60er Jahren ein Arbeitereinkommen, um eine Familie zu ernähren und gut damit zu leben, so reicht ein Vollzeiteinkommen eines Arbeiters heute oft nur noch, um damit auf der Straße zu leben.

Gleichzeitig ist der  wohlhabende, linksliberale Teil der Bevölkerung, den Frau Clinton vertritt, immer wohlhabender geworden und hat den Kontakt zur Realität verloren.

Greer erklärt auch, wie die Klischees und Schimpfwörter der Linken Gutmenschen  funktionieren und was mit “Rassist” und ähnlichen Ausdrücken wirklich gemeint ist. In Deutschland lassen sich  der Gebrauch von solchen Wörtern wie “Nazi”, “Fremdenfeinde” usw. ähnlich erklären.

Das Ganze kommt mir jedenfalls auch aus Deutschland bekannt vor,  nur dass uns derzeit noch ein Donald Trump fehlt, den die einfachen Leute als Letzte Rettung vor der Fortsetzung der irren Politik des Establishments erkennen und wählen.

Greer ist sich nicht sicher, ob Trump gewinnt, aber wenn Frau Clinton gewinnt und damit der bisherige Kurs noch 4 weitere Jahre beibehalten und damit die Armut und das Elend der einfachen US-Bevölkerung weiter zunehmen würde, dann hätten so Greer, zumindest einige  ambitionierte Demagogen von  Trump gelernt.

Der Grund, warum mich der Blogartikel von J.M. Greer hier überhaupt dazu motiviert, etwas dazu zu schreiben ist aber nicht das, was er über die Phrasen, das Gehabe und den Realitätsverlust  der Gewinner der insgesamt auf ganzer Linie versagenden linkslibaralen, in  Deutschland auch als  sozialdemokratisch, grün und christdemokratisch verkauften Politik  schreibt,  sondern dass Greer dazu einige grundlegende,  auch Deutschland und Europa betreffende  Einsichten aus Arnold Toynbees Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen [4] zitiert, um die Situation und den diesjährigen Wahlkampf der amerikanischen Gesellschaft zu erklären. Ich übersetze hier, was Greer aus Toynbees Werk entnimmt:

Er [Arnold Toynbee] merkt an, dass einige Zivilisationen durch äußere Kräfte überwältigt werden, die jenseits ihrer Kontrolle liegen, aber das ist nicht der übliche Grund, der in den Sterbeanzeigen der Geschichte genannt wird.  In der überwiegenden Zahl der Fälle von Gesellschaften, die auf der viel genutzten Straße, die man “Niedergang und Fall” nennt,  ins Schleudern kommen, haben noch jede Menge Ressourcen zur Verfügung, um mit der Krise fertig zu werden, und haben viele Optionen die ihnen den Tag retten könnten – aber diese Ressourcen werden nicht sinnvoll genutzt und diese Optionen werden nie in Erwägung gezogen.

Dies passiert,  weil die politischen  Eliten  jener scheiternden  Zivilisationen die  Fähigkeit  verlieren zu erkennen, dass die Politik, die sie verfolgen nicht funktionieren wird.  Die Führung einer aufstrebenden Zivilisation  legt  großen Wert auf das Ergebnis  ihrer Politik und verwirft   Politiken, die nicht funktionieren.  Die Führung einer scheiternden Zivilisation zieht es vor,  “Erfolg”  neu zu definieren.   “Erfolg” heißt dann   “die  gutgeheißene Politik  weiter verfolgen”,   und nicht mehr  “die  bevorzugten Ergebnisse  erzielen”.  Die  Führung einer scheiternden Zivilisation konzentriert sich  darauf, sich von den  Folgen ihrer Fehler zu  isolieren,  anstatt die Fehler zu erkennen und  sich mit ihren Folgen zu  befassen. Die Lektionen des Versagens werden nie  gelernt und  so  summieren sich die Kosten  der Fehler bis sie nicht länger ignoriert werden  können.

Das Ganze passt auch zur aktuellen politischen Situation in Deutschland und Europa.  Auch Deutschland ist eine scheiternde Gesellschaft, deren Führung  versagt und  verfehlte,   zum Scheitern  verurteilte  Politiken  ohne zu reflektieren  weiter verfolgt  (und die mich damit immer wieder an Hitler und die Nazis in der Zeit nach Stalingrad erinnert) und die die sehr wohl noch vorhandenen Ressourcen nicht nutzt oder sinnlos ruiniert und die noch möglichen guten Optionen nie in Erwägung zieht.

Das Traurigste dabei ist, dass Deutschland und die anderen europäischen Staaten, ebenso wie die USA, mit ihren Demokratien  sehr ausgefeilte politische Systeme haben, bei deren Konstruktion man sich größte Mühe gegeben hatte, um versagende politische Führungen rechtzeitig zu erkennen und unblutig und rechtzeitig auszuwechseln. Nun, vielleicht gelingt es den Amerikanern mit der Wahl von Donald Trump, Frau Clinton und die  Fortsetzung der Politik, für die sie steht zu verhindern – es ist ihnen zu wünschen. Aber ob damit die grundlegenden Probleme bestmöglich angegangen werden, ist zumindest sehr fraglich.

Greer kündigt bezeichnender Weise am Schluss seines Artikels sein neues Buch Dark Age America – Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead [5](dt.  Amerikas dunkles Zeitalter –  Klimawandel, Kultureller Zusammenbruch und die vorausliegende harte Zukunft)   Erscheinungstermin laut Amazon.de ist der 13.9.2016.  Hier ein Zitat aus der Beschreibung des Buches:

Nach Jahrzehnten nicht genutzter Möglichkeiten ist die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft geschlossen und die Zukunft, der wir nun entgegensehen ist eine, in der  die heutige industrielle Zivilisation angesichts unkontrollierter Klimaveränderungen und Ressourcenerschöpfung zerfällt.

Wie wird die Welt aussehen, wenn all diese Veränderungen stattgefunden haben?   Der Autor John Michael Greer sucht die Antworten auf diese Fragen und das mit einiger Genauigkeit, da Zivilisationen dazu neigen, auf bemerkenswert ähnliche Weise zu kollabieren.

Dark Age America, versucht nun im Voraus die Geschichte des Kollapses zu kartieren und uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die nächsten 500 Jahr oder so aussehen könnten, wenn die Globalisierung endet und die Nordamerikanische Zivilisation das Ende ihres Lebenszykluses und die Stadien des Niedergangs und des Falls erreicht.

Auf viele Weisen ist dies John Michael Greers kompromisslosestes  Werk, obwohl er dabei keineswegs darauf verzichtet, Hoffnung zu bieten.  Zu wissen, auf was wir kollektiv zusteuern ist ein entscheidender Schritt, um konstruktiv auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und das zu tun, was wir jetzt tun können, um unseren Nachfahren zu helfen, das Beste aus der Welt zu machen, die wir ihnen hinterlassen.

Wo bei wir hier in Deutschland dank des Wahnsinns unserer linksliberal-sozialdemokratisch-christdemkrokratischen prseudogrünen, pseudovernünftigen,  pseudogeschichtsbewußten  und pseudoverantwortungsbewußten Politik noch nicht einmal mehr sicher sein können, dass in Deutschland in 100 Jahren überhaupt noch Deutsche leben.  Mindestens so wahrscheinlich ist meines Erachtens längst, dass hier dann  keine Deutsch sprechenden  Nachfahren von Kriegern und Massenmördern wohnen, die die Dummheit, die Naivität und das irre “Gutsein”  der  Deutschen  unserer Tage  skrupellos ausgenutzt haben  und die dann hier stolz und schamlos eine barbarische Gesellschaft etabliert haben, verglichen mit der die Nazis unter Hitler aus Sicht späterer Historiker geradezu  harmlos, liberal, demokratisch und human wirken. D.h, dass es dazu kommt,  glaube ich auch nicht, weil die Russen und die Polen das mit Blick auf ihre eigenen Interessen nicht zulassen werden und dann lieber Deutschland in ein durch Hungersnöte, Terror, Krankheiten  und Krieg entvölkertes, final mit ABC-Waffen für einige Zeit unbewohnbar gemachtes Schlachtfeld verwandeln.   In jedem Fall stehen die Chancen gut, dass das Linksliberal-sozialdemokratisch-christdemokratisch-grüne Gutmenschentum  der Deutschen   faktisch zwingend dazu führt, was dieses angeblich mit seinem “Kampf gegen Rechts” und seinem    “Gutsein” unbedingt vermeiden wollte.

Nicht einmal ihren eigenen Wohlstand, ihre eigene Interessen und ihr  eigenes Leben werden sie  retten und schützen können.  Ein  Grund dafür wird sein, wie Greer an anderer Stelle geschrieben hat,  dass   die kleinen Polizeibeamten und Soldaten, die jedes System zwingend für sein Überleben braucht, irgendwann ihre Interessen  und die ihrer  Familien  nicht mehr durch die Regierung gewahrt sehen und dann zunehmend desertieren oder  die Seite  wechseln.

Der Umstand, dass bei einem unkontrollierten Zusammenbruch der Globalisierung und der westlichen Industriegesellschaften, wegen der heute weltweiten Probleme, auch die Reichen und scheinbar gut abgesicherten Familien alles, einschließlich ihres Lebens, mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren werden, ist durchaus eine Quelle der Hoffnung, dass der Wahnsinn unserer derzeitigen politischen Führung ein Ende findet, und dass wir zu einer Politik der Vernunft und vorausschauenden Planung und Verantwortung zurückkehren. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass alle Reichen und Superreichen in Deutschland und Europa nur Idioten sind, die den Ernst der Lage verkennen, die von Geschichte und Ökologie keine Ahnung haben und die das Gesetz des exponentiellen Wachstums und dessen Folgen für unsere Gesellschaft nicht verstanden haben.

Ich habe vor kurzem einen Artikel über die Geschichte des Kruppkonzerns gelesen, der eben auch zeigte, wie und warum der alte Alfred Krupp aus schlichtem Eigennutz seine Arbeiter gut behandelt und sich deren Wohlergehen und Sicherheit, so ganz im Gegensatz zur Vorstellung vom bösen Kapitalisten, sehr viel hat kosten lassen. Anderseits ist da auch die Geschichte der Nazis und auch der DDR-Führung mit ihren Fehleinschätzungen der Lage.   Aber dann ist da auch wieder das Beispiel der UdSSR unter Gorbatschov,  wobei die Geschichte der UdSSR vorher eine eindrucksvolle Sammlung  der schrecklichen Folgen sich gut wähnenden linken  Denkens und linker Realitätsverweigerung ist. Die Reichen in Deutschland werden nur überleben, wenn sie genug Soldaten haben, die qualifiziert und motiviert genug, und auch gut genug ausgerüstet  sind, sie und das Land zu verteidigen – wer immer auch Deutschland, warum auch immer, erobern will. Auch können sie nur dann auf Dauer überleben, wenn  Landwirtschaft und Gartenbau auch nach einem Kollaps der westlichen Industriegesellschaften und des Welthandels,  was immer auch diesen Kollaps verursacht,  noch genug Lebensmittel produzieren kann und wird.

Dicke Oberklasselimousinen mit allem Sicherheitsschnickschnack fahren,  politisch korrekt und unauffällig  sein, und  sich Bodyguards leisten, reicht nicht mehr, wenn die Saudis, die Türken oder andere aus handfesten ökologischen,  ideologisch-religiösen und demographischen Gründen, zunächst mit Methoden der asymetrischen Kriegsführung angreifen, uns den Strom abstellen oder vorher das Land mit Terror, sozialen Unruhen,  Zerstörung des  sozialen Zusammenhalts  und Hunger sturmreif schießen, wie ich das  in Operation Troja  [6] angedacht habe.   Fliehen? Wohin wollen die Reichen angesichts der chinesischen und indischen Ambitionen, Probleme und Seestreitkräfte noch fliehen? Selbst in Neuseeland und Südamerika wird man auf Dauer nicht sicher sein können.  Und überall wird es so sein, dass man als Fremder in einem fremden Land und Volk bei den Ersten ist die geplündert und verfolgt werden, wenn die Ressourcen wirklich knapp und die Versorgung mit Lebensmitteln schlecht wird.

Die Lage ist ernst, aber wenn genügend Leute in Deutschland rechtzeitig vernünftig werden,     sind die Aussichten vielleicht gar nicht so schlecht.

Kelberg, den 6. April 2016

Christoph Becker

 

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